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Nachlass André Thomkins

Der schriftliche Nachlass von André Thomkins (1930–1985) wird dem Schweizerischen Kunstarchiv Anfang der 2000er Jahre anvertraut. Das Konvolut umfasst nebst Dokumentationsmaterial zu Projekten und Ausstellungen die umfangreiche Korrespondenz des Künstlers mit zahlreichen bedeutenden Briefpartnerinnen und Briefpartnern der zeitgenössischen Kunstszene.

Franz Meyer (Direktor des Kunstmuseum Basel von 1961 bis 1980) und André Thomkins in der Ausstellung "André Thomkins. Die gesamte Druckgraphik", Kunstmuseum Basel, 1977 (Fotografin: Maria Netter)

Brief von Peter Storrer an André Thomkins, 6. August 1957

Brief von Daniel Spoerri an André Thomkins, 8. März 1960

Brief von André Thomkins an Dieter Roth, 8. Juni 1966

Telegramm von Dorothy Iannone an André Thomkins, 18. Januar 1969

Reisekostenabrechnung von André Thomkins, Juni 1977

Als herausragender Zeichner und Wortkünstler gehört André Thomkins zu einer Generation von Schweizer Kunstschaffenden, die ein unvergleichliches internationales Renommee geniesst. Dessen ungeachtet bleibt das vielschichtige Werk des experimentierfreudigen Künstlers für das breite Publikum lange ein Geheimtipp. Es sind insbesondere Künstlerfreunde wie Serge Stauffer, Daniel Spoerri und Dieter Roth, welche Thomkins Kunst bereits zu dessen Lebzeiten in besonderem Masse schätzen.

Der in Luzern aufgewachsene Künstler lernt 1950 während seines Studienaufenthaltes in Paris die deutsche Malerin Eva Schnell kennen, die er zwei Jahre später im rheinländischen Rheydt heiratet. Die junge Familie zieht bald darauf nach Essen, wo Karlheinz Caspari Thomkins 1960 die erste Einzelausstellung in der Galerie Van de Loo ausrichtet. Im Zentrum der Ausstellung steht die vom Künstler ab Mitte der 1950er Jahre entwickelte Lackskin-Technik, auch Lackdynamorphose genannt, die daraus besteht, mit auf Wasser schwimmender Lackfarbe zu zeichnen und das Resultat schliesslich mit einem Blatt Papier von der Wasseroberfläche abzurollen.

In die lebendige Kunstszene des Ruhrgebiets und Rheinlandes ist Thomkins eng eingebunden; gleichzeitig erhält er Zeit seines Lebens die Verbindung zur Schweiz aufrecht und verbringt ab 1978 seine letzten Jahre in Zürich. Während der früh verstorbene Künstler ab dem Ende der 1960er Jahre vor allem als meisterhafter Zeichner rezipiert wird, treten seine technischen und formalen Experimente erst anfangs der 2000er Jahre in den Fokus der Rezeption und sind bis heute von ungebrochener Aktualität.

SIK-ISEA beginnt Mitte der 1990er Jahre ein mehrjähriges Inventarisierungsprojekt von Thomkins Œuvre und veröffentlicht 1999 als Resultat von weiterführenden Forschungen eine umfangreiche Monografie. 2002 wird dem Schweizerischen Kunstarchiv ein Konvolut von Briefen und dokumentarischem Material aus dem Nachlass von André Thomkins anvertraut. Den Schwerpunkt des Bestandes bilden die umfangreichen Briefwechsel des Künstlers, unter anderem mit seiner Frau Eva Thomkins (geb. Schnell), den Künstlern Daniel Spoerri, Dieter Roth, Peter Storrer und Gérard Esmérian sowie seinem Essener Nachbaren und Pfarrer Otto Seeber. Nebst Dokumentationsmaterial zu Ausstellungen und Projekten enthält der Bestand auch Thomkins‘ Galerie- und Museumskorrespondenz, unter anderem mit dem Galeristen Karlheinz Caspari und dem Konservator André Kamber, sowie Rechnungsbelege der 1970er Jahre. Die Dokumente beleuchten nicht nur Thomkins‘ Künstlerfreundschaften, sondern geben auch einen vertieften Einblick in die Beziehung des Künstlerpaars André und Eva Thomkins.

Signatur

SIK-ISEA, HNA 200

Konzeption und Durchführung

Michael Schmid, lic. phil., Projektleitung
Seraina Graf, Mitarbeiterin Schweizerisches Kunstarchiv, Einführungstext und Auswahl der Dokumente

Kontakt

Schweizerisches Kunstarchiv
T +41 44 388 51 04
kunstarchiv@sik-isea.ch


Publiziert am 28.2.2017